Rasseportrait

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Pintos – die vielseitigen Bunten

Wenn wir an Pintos denken, assoziieren wir das zumeist mit bunt gescheckten Indianerpferden oder dem Westernreiten. Die Vielfalt der Pintos ist groß. Schließlich gibt es Pferde in gescheckter Jacke in allen Größen und verschiedenen Farbvarianten. Im Laufe der Geschichte wurden Pintos einmal geschätzt, dann waren sie wieder verpönt. Tatsache ist, dass heute immer mehr Pferdefreunde Gefallen an den Schecken finden.

Pinto – was ist das?
Zumeist werden gescheckte Pferde als Pintos bezeichnet. Hinter dem Begriff „Pinto“ verbirgt sich das spanische Wort „pinta“ was soviel bedeutet wie „Fleck“. Kurz zusammengefasst steht „Pinto“ als Sammelbezeichnung für gescheckte Pferde unterschiedlichster Rassen. Aus den spanischen Worten „pinta“ (Fleck) und „pintado“ (bunt gefleckt) entstand die Rassenbezeichnung „Pinto“. Somit steht die Bezeichnung Pinto für alle Pferde, deren Haarkleid neben der Grundfarbe eine deutliche Scheckung aufweist – und das von Geburt an.

Wie viel „Fleck“ ist nötig?
Ein Mindestmaß an Scheckung ist in der Zuchtbuchordnung festgelegt. Ein Pferd ist beispielsweise schon ein Pinto, wenn es einen einzigen Fleck mit einer Mindestgröße von 500cm² hat, und dieser Fleck über den Sprunggelenken und außerhalb eines Kopfabzeichens platziert ist. Weiße Füße alleine machen noch keinen Schecken aus.

Geschecktes Pferd mit bewegter Geschichte
Malereien auf ägyptischen Tongefäßen sowie Radierungen von Schecken in Kaiserin Sissis Viererzug zeugen von der Bekanntheit der Bunten zu dieser Zeit. Orientalische Statuen und Bilder aus dem 7.Jh. halten ebenfalls gescheckte Pferde fest. Den Weg nach Amerika bestritten die ersten Schecken im 16.Jh., als sie von spanischen Eroberern nach Amerika gebracht wurden. Sie waren klein und mit typischen arabischen Rassemerkmalen ausgestattet. Zunächst fanden die Indianer Gefallen an der bunten Farbe. Ihre Stuten kreuzten sie mit den freigelassenen Pferden der Eroberer. Im Laufe der Zeit fanden die Pintos auch unter den Siedlern, Ranchern und Farmern immer mehr Liebhaber und so entstand die Rasse Paint Horse. Lange wurde der Pinto aufgrund seiner Geschichte als „Indianer-Pferd“ belächelt. Später waren die Schecken zumindest in Europa verpönt, und man bemühte sich, diese „Fehlfarbe“ durch entsprechende Auslese wegzuzüchten. Viele Rassen, bei denen heute eine Scheckung gar nicht mehr bekannt ist, haben in der Vergangenheit sehr wohl eine Scheckung hervorgebracht. Beispielsweise bei den Friesenpferden, im Mittelalter und bis vor 100 Jahren war es ganz normal, dass Schecken und auch anders farbige Pferde diese Rasse bevölkerten.

Pintos in Österreich
Die wohl ältesten Aufzeichnungen über bunte Pferde in Österreich findet man aus den Jahren 1680-1732. Der Direktor des kaiserlichen Marstalls unter Kaiser Karl VI., Fürst Adam Franz zu Schwarzenberg, unterhielt in Murau in der Steiermark ein Gestüt zur Zucht von Pferden in den sogenannten Hoffarben – bevorzugt Tigerschecken. Ein vorläufiges Ende der Pintozucht – mit Ausnahme der Noriker-Scheckzucht – bedeutete das Jahr 1770. Im k.u.k. Hofgestüt Koptschan wurden bis zu diesem Tag Scheck- und Tigerscheck-Stuten gehalten.
Den bis heute andauernden Aufschwung der Beliebtheit sowie deren Zucht begann ungefähr 1986. Die Hengste „Peanuts Pedro“, ein Stock-Typ, und „Donald“, ein Hunter-Typ aus den Niederlande, bewiesen sich als wohl erste Vererber in Österreich. Einer der wohl bekanntesten Deckhengste Österreichs, der durch seine Auffallende schwarz-weiße Jacke besticht – war der bekannte ICO-Sohn „NEKOMA“. Dieses Ausnahme Pferd gehörte schon in seiner Jugend zu den besten Springpferden Europas. Bereits 7jährig nahm er am Hamburger Derby teil und übersprang bei Mächtigkeitsspringprüfungen mehrmals die Höhe von 2,30 Meter.

 

Sektionen

Von Großpferd bis Pony – alles Vertreten
Pinto ist lediglich eine Bezeichnung der Farbzucht und nicht eine Leistungsbeschreibung eines Pferdes. Die österreichischen Pintozüchter unterscheiden sechs verschiedene Rassetypen in der typischen Scheckjacke. Die Züchter haben sich das Ziel gesetzt, innerhalb der Sektionen Warmblut, Pleasure, Stock, Pony, Gangpferd und kleines Reitpferd eine Reinzucht zu betreiben. So vielfältig wie die verschiedenen Typen sind auch ihre Nutzungsmöglichkeiten. In den Sektionen Warmblut, Pony sowie kleines Reitpferd ist die klare Zielsetzung, ein Pferd zu züchten, das in den klassischen Sparten der Reiterei (Springen, Dressur, Vielseitigkeit und Fahren) seinen Platz findet.

Pinto-Warmblut – die bunten Sportpferde
Ein edles, großrahmiges, korrektes Reitpferd entsprechend dem österreichischen Warmblutpferd, im Rechteck stehend, mit einem Stockmaß ab 158 cm, mit schwungvollen, raumgreifenden Bewegungen und Springvermögen, das aufgrund seines Temperaments und seiner Rittigkeit besonders für die Reitzwecke der klassisch-englischen Art (Dressur, Springen) und den Fahrsport geeignet ist.
Besonders geprägt wurde diese Sektion durch die Sport und Zucht erfolgreichen Scheck-Hengste ICO, SAMBER und KARABIN.

Pinto-Pleasure – arabische Schönheit mal anders
Ein elegantes, mittelgroßes Reitpferd, das sich im Rahmen dem Quadrat zuneigt, mit einem Stockmaß von ca. 145 – 160cm, mit deutlich sichtbaren Vollblutarabereinfluss, das im In- und Exterieur dem Araber bzw. dem Partbred-Araber entspricht. Es weist einen harmonischen Körperbau und einen korrekten Bewegungsablauf auf und ist für alle Reitzwecke geeignet.

Pinto-Stock – das bunte Westernpferd
Ein gut bemuskeltes, im Quadrat stehendes mittelgrosses Reitpferd mit einem Stockmass von ca. 145 bis 160 cm, das im In- und Exterieur dem amerikanischen Paint- bzw. Quarterhorse entspricht. Es soll insbesondere für das Western- und Freizeitreiten geeignet sein. Durch sein Gebäude wird ein gewaltiger Antritt (Sprintvermögen), abrupte Stopps und engste Wendungen auf der Hinterhand ermöglicht. Intelligenz und Agilität gehören zu seinen inneren Eigenschaften sowie ein ehrlicher Charakter und ein ruhiges Wesen. Sie bestechen durch ihren weichen Trab und die gesetzte Galoppade.

Pinto-Kleines Reitpferd
Ein mittelgrosses Reitpferd, das über eine mind. 50%-ige zur Warmblut- und/oder Reitponyzucht anerkannte Abstammung verfügt und den Anforderungen des Pinto-Warmbluttyps bzw. des Pinto-Ponytyps entspricht, allerdings mit einem Stockmass von ca. 148 bis 157 cm. Es verfügt über einen harmonischen Körperbau und raumgreifende Gänge, geeignet für alle Zwecke des Freizeit- und Turniersports.

Pinto-Pony – Reitponys in gescheckter Jacke
Ein edles Reitpony, das im Exterieur dem gängigen „Deutschen Reitpony“ entspricht. Stockmass von 118 bis 148 cm, mit harmonischen, korrekten Bewegungen, das besonders als Freizeit- und Turnierpony für Kinder und Jugendliche geeignet ist. Unter diesen Typ fällt auch der „Lewitzer“, der aufgrund seiner Abstammung etwas grösser und kräftiger sein darf.
Es überzeugt durch seinen anspruchslosen, gutartigen Charakter, ist willig, leistungsbereit, mutig und ausgeglichen in seinem Temprament.

Pinto-Gangpferd – gefleckte Mehrgänger
Ein warmblütiges Pferd mit hoher Knieaktion, im Rahmen dem Rechteck zuneigend, mit einem Stockmass von ca. 148 bis 165 cm, das neben den üblichen Grundgangarten noch Bewegungsabläufe wie Walk, Tölt, bzw. ähnliche Bewegungsabläufe beherrscht. Es ist aus Anpaarungen mit Tennessee Walkern, American Saddlebred, Missouri Foxtrottern, Spotted Saddlehorse o.ae. Rassen entstanden. Auch töltende Traber sind zugelassen. Aufgrund des In- und Exterieurs besonders geeignet für den Freizeitsport.

 

Bedeutung der verschiedenen Scheck-Bezeichnungen
Die wohl bekannteste Fellzeichnung der Pintos ist die Tobiano-Scheckung. Hierbei handelt es sich um eine dominante Plattscheckung, welche sich durch großflächige, ruhige Konturen auszeichnet. Der Kopf weist die gleichen Abzeichen wie ein einfärbiges Pferd auf. Der Schweif ist meist zweifärbig. Die Beine sind stets weiß, oft über das Karpal- und Sprunggelenk reichend.
Auch die Overo-Scheckung ist eine Plattscheckung, die sich nicht dominant vererbt. Die Konturen sind oft zerrissen und der Kopf ist häufig ganz weiß oder hat große Abzeichen wie die Laterne.  Die Beine sind wie beim einfärbigen Pferd gezeichnet. Mähne und Schweif sind meist einfärbig. Eine Mischung aus diesen beiden Scheckungen ist die Tovero-Scheckung.
Bei der Sabiano-Scheckung können drei verschiedene Ausprägungen unterschieden werden. Ein dunkles Pferd, dessen Weißzeichnung von den Beinen und der Bauchunterseite aufwärts geht. Ausläufer dieser Weißzeichnung können bis zum Hüfthocker heranreichen. Am Kopf hat dieses Pferd ebenfalls eine ausgeprägte Weißzeichnung. Auch ein einfärbiges Pferd mit stichelhaarigen Partien am Rumpf, Bauch und Brust mit weißen Beine und einem weißen Kopf ist ein Sabiano-Schecke. Wenn die Plattscheckung bei einem Pferd sehr stark zerrissen und stichelhaarig ist, wird es ebenfalls dieser Kategorie zugeordnet.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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